B(r)eikosteinführung

Was müssen Eltern wissen, um ganz entspannt Beikost einführen zu können? Wann ist der richtige Zeitpunkt und was gebe ich meinem Kind – Brei, Beikost oder doch BLW und wie mache ich das? Nachdem man sein Baby monatelang nach Bedarf gestillt hat, ist es irgendwann auch Zeit für Beikost nach Bedarf. Welche Voraussetzungen sollte Dein Baby erfüllen ?

  • Dein Baby kann mit wenig Unterstützung auf dem Schoss aufrecht sitzen
  • Dein Baby kann den Kopf alleine halten
  • Dein Baby kann selbstständig nach Nahrung greifen und diese zum Mund bringen
  • Der Zungenstreckreflex (das Baby schiebt halbfeste Nahrung nicht automatisch wieder aus dem Mund heraus) ist verschwunden oder stark abgeschwächt
  • Dein Baby zeigt Interesse am Essen und macht Kaubewegungen nach
Und wann kann es nun endlich losgehen?
Ich weiß noch genau wie ich mich bei unserem Mädchen auf den Tag X freute, ihr mein selbst gekochten Brei zu geben. Und als es endlich so weit war, wurde ich überrascht, sie verschmähte alles. Auch wir mussten lernen, dass unser Kind uns zeigt, wann es für feste Nahrung bereit war und nicht an irgendeinem Tag im Kalender. Wir mussten uns von unseren Erwartungen und Vorstellungen lösen, dass es in der ersten Woche eine volle Portion Karottenbrei, in der zweiten Woche Karotte-Kartoffel und so weiter geben wird.
Essen lernen ist ein Prozess, der von uns Eltern Zeit und Geduld erfordert.
Wie geht man am besten vor?
Entspannt und gelassen. Diese Erfahrung musste auch ich machen.
Es bedarf einiger Anläufe und verschiedene Geschmacksproben, bis Babys herausfinden, dass manche Dinge schmecken, bzw. besser schmecken als andere.
Es ist ratsam, langsam und in kleinen Stückchen mit der Beikost anzufangen – egal ob Brei oder Fingerfood. Biete deinem Kind immer wieder etwas an, aber verlange nicht, dass es in wenigen Tagen eine volle Mahlzeit isst.
Denn im 1. Lebensjahr geht es weniger um die Mengen, die ein Baby zu sich nimmt, sondern eher um Entdecken, Schmecken und Kennenlernen.
Muttermilch (oder Säuglingsmilch) bleibt bis zum ersten Geburtstag die Hauptnahrungsquelle.
 
Das nahm mir damals den Druck und Stress, denn unsere Kleine hatte wenig Appetit auf feste Nahrung. Somit war die Energiezufuhr in jedem Fall gesichert und wir konnten entspannt auf unser Baby eingehen.
 
B(r)eikost
Der erste Brei ist meist der Karotten- oder -Kartoffelbrei. Weiter kann man auch gern Kürbis,Fenchel, Zucchini, Pastinake, Süßkartoffel oder Brokkoli pürieren. Die Standardempfehlung ist mittags anzufangen und dem Baby einen Mittagsbrei in Form von püriertem Gemüse anzubieten. Begonnen wird immer mit einigen Löffeln und danach wird noch gestillt oder Pre-Milch zugegeben. Klappt das gut, kann man nach und nach zur vollständigen Breimahlzeit übergehen. Du kannst selbst kochen oder Gläschen kaufen.
 
Wie viel Brei ist denn überhaupt eine vollständige Mahlzeit?
Dazu findet man Angaben von 150 – 200 g. Ich denke, man sollte die Mahlzeiten nach Hunger, Lust und Laune portionieren. Das variiert wirklich total. Wir haben ja auch nicht jeden Tag den gleichen Appetit. Ab jetzt kannst Du Deinem Baby auch zusätzlich etwas stilles Wasser anbieten. Dazu empfehle ich eine Tasse oder einen Becher.Wenn das gut klappt, wird der Abendbrei eingeführt. Dies ist dann meistens ein Milch-Getreide-Brei. Es gibt unendlich viele Varianten für den Milch-Getreide-Brei.
So gibt es fertigen Milch- oder Grießbrei im Glas sowie Instant Mischungen für Milchbrei, denen nur Wasser zuzufügen ist. Leider enthalten diese Breie fast immer sehr viel Zucker und andere unnötige Zusatzstoffe, wie z.B. Aromen. Ihr habt auch die Möglichkeit, euren Abendbrei selbst zu machen. Dazu nehmt ihr Getreideflocken und etwas Obst; man kann Muttermilch, Pre-Milch oder Vollmilch verwenden (Kuhmilch kann in kleinen Mengen verkocht oder für die Zubereitung von Abendbrei gegeben werden, max. 200 ml /Tag!).
Als dritte Mahlzeit wird die Zwischenmahlzeit am Nachmittag durch einen milchfreien
Getreide-Obst-Brei ohne Zuckerzusatz ersetzt.
Dafür rührt ihr Getreideflocken mit Wasser an und verfeinert den Getreidebrei mit Obstpüree oder Obstsaft. Empfehlenswert sind milde Obstsorten wie Birne, Apfel oder Pfirsich. Es sollte immer beachtet werden, dass eurem Baby die Zeit gegeben wird, sich an das neue Lebensmittel zu gewöhnen und um Allergien ausschließen zu können.Der letzter Schritt als Übergang zum Essen am Familientisch ist dann für eurer Baby das Frühstück, anstatt gestillt zu werden oder das Fläschchen zu bekommen. Die Breimahlzeiten werden nach und nach durch die Familienkost ersetzt.
Ich habe ganz bewusst keine Zeitangaben gemacht, damit ihr euch ganz individuell auf das Tempo von eurem Baby einlassen könnt. Es spricht auch nichts dagegen, mit der Reihenfolge der Mahlzeiten anders zu beginnen. Und warum muss es denn immer Brei sein?
 
Bei uns lief das alles anders. Unsere Tochter verweigerte ihren Brei. Wir übten keinen Druck aus und boten ihr Alternativen an. So sind wir zu Baby-led-weaning gekommen.
Baby-led-weaning (BLW)
 
Was ist Baby-led-weaning?
Vom Baby geleitete Entwöhnung von der Muttermilch und selbstbestimmte
Einführung der Beikost.
 
Wir ließen unsere Tochter die Beikosteinführung selbst steuern und ich kochte keinen Brei mehr. Sie bekam breifreie Nahrung angeboten und durfte selbstbestimmt am Familientisch mitessen. Nun dürft ihr nicht denken, dass sie auf einmal große Mengen zu sich nahm. Nein, es war meistens so wenig, dass wir noch lange danach gestillt haben.
An dieser Stelle will ich gleich ein paar Vorteile nennen, die die selbstbestimmte Nahrungsaufnahme für Babys haben:
  • Zusammenhang von Nahrungsaufnahme und Sättigungsgefühl
  • Eigenständigkeit und Selbstvertrauen werden gefördert
  • Es kann viele Erfahrungen mit Lebensmitteln sammeln
  • Es kann mit allen Sinnen erleben- Geruch, Farbe, Form, Temperatur und Konsistenz
  • Nach seinem eigenen Tempo ausprobieren
  • Die Kaufähigkeit entwickelt sich besser durch die Aufnahme fester Nahrung
  • Das Baby lernt durch feste Nahrung besser und schneller mit dem Würgreflex umzugehen
Baby-led-weaning funktioniert ganz einfach. Wir setzten unsere Tochter mit an den
Familientisch und sie zeigte uns, wann sie bereit war mitzuessen. Bei uns waren alle Beikostreifezeichen erfüllt. Wichtig ist zu wissen, dass ein Baby von Beikost nicht satt werden muss.
Das Baby bekommt die Lebensmittel angeboten, welche gut zu greifen sind und auf das füttern wird komplett verzichtet. Das Baby bestimmt das Tempo selbst. Neben den Mahlzeiten wird dein Baby weiter nach Bedarf gestillt oder bekommt Pre-Milch.
 
Braucht man spezielle Utensilien oder Produkte?
Nein. Wir setzten unsere Tochter in einen Hochstuhl. Meistens aber saß sie am liebsten auf meinen Schoss. Am besten man hat eine Tischmatte, die leicht abwaschbar ist und ein paar Tücher Küchenrolle parat. Ihr könnt gern eurem Baby einen Becher mit Wasser hinstellen.
 
Gibt es sonst noch was zu beachten?
Ja, und zwar sollte man sein Baby NIEMALS im Liegen/Halbliegen Essen anbieten, und nie unbeaufsichtigt mit dem Essen lassen. Nach dem Essen sollte die Mundhöhle nach Essenresten kontrolliert werden und erst dann kann das Baby abgelegt werden. Viele Eltern machen sich Sorgen, dass ihr Kind sich verschlucken könnte. Das ist NICHT ganz unbegründet. Aber normalerweise schieben die Kleinen die zu großen Stücke wieder aus den Mund, würgen und husten die festhängende Nahrung wieder raus, da der Würgereflex noch recht weit vorn auf der Zunge liegt. Auch ich habe trotzdem jedes Mal einen Schreck bekommen, aber es hörte sich viel schlimmer an, als es eigentlich war.Wer aber doch sehr ängstlich ist und sich einfach nur Sicherheit verschaffen möchte, dem empfiehlt sich ein „Erste Hilfe Kurs“ für Babys.
 
Gibt es auch Lebensmittel, die nicht gegeben werden sollten?
Ja! Wichtig zu wissen ist, dass kein Honig (Rohprodukt welches Bakterien enthält die zu Vergiftung führen können) und keine Rohmilchprodukte angeboten werden sollen. Bei Nüssen sollten keine ganzen Nüsse wegen der Erstickungsgefahr angeboten werden und wenn in der Familie Allergien gegen Nüsse aufgetreten sind, sollte ihr Baby bis mind. 1 Jahr oder älter keine bekommen. Da aber Nüsse gute Eiweißquellen und Energielieferanten sind, könnt Ihr gemahlene Nüsse geben, wenn in der Familie keine derartigen Allergien bekannt sind.
Bitte verzichtet auf Salz (Nierenschäden) und auch Zucker braucht kein Baby.
 
Und womit geht’s nun los?
Sinnvoll ist es, seinem Baby Beikost anzubieten, wenn es entspannt ist und ausgeschlafen. Sollte es schon großen Hunger haben, empfiehlt es sich, erst einmal ein bisschen zu Stillen und dann zu beginnen. Am besten könnt ihr mit gesundem Fingerfood anfangen. Zu Beginn eignet sich dazu weiches Obst (Banane –nicht zu unreif, Melone, Birne, Avocado etc.) und Gemüse (Kartoffel, Möhre, Pastinake, Zucchini oder Brokkoli). Das Gemüse wird leicht gedämpft.
Zum Abendbrot eignet sich Brot (Dinkel, Vollkorn etc.) mit Tomate und Gurke. Das war bei uns der Renner.
Es dauert einige Zeit, bis ihr richtige Menüs anbieten könnt, man kann es nicht genau vorher sagen, wann das ist. Es kommt auf die Entwicklung deines Babys an. Wenn es dann aber soweit ist, könnt ihr einfach von eurem gekochten Essen dem Baby mit anbieten. Das Essen sollte nur keine Salz –oder Zuckerzusätze haben. Dies ist aber kein Problem. Ich habe einfach das Salz beim Kochen weggelassen und wir haben unser Essen am Ende nachgewürzt. Andere Gewürze und Kräuter sind erlaubt.
Und nun probiert es selber aus, was für eure Familie am besten funktioniert. Wichtig ist nur, entspannt zu bleiben und sich nicht stressen zu lassen. Es gibt auch Kinder, die mit 10 Monaten noch keine großen Mengen essen, sondern lieber weiterhin gestillt werden. Und auch das ist in Ordnung.
Du hast noch Fragen? Dann schreibe mir einfach eine E-Mail und ich versuche dir weiterzuhelfen.
 
Eure Claudia