Alltag in der Kinderkrippe, Abschied, Trennung, Eingewöhnung

Im Rahmen meiner Ausbildung hatte ich die Möglichkeit, für einige Zeit in einer Kinderkrippe bei den ganz Kleinen (von 1- 2-Jährigen) den Alltag des pädagogischen Fachpersonals zu unterstützen und zu beobachten.

Hiermit möchte ich euch als bindungsorientierte Familienbegleiterin einen Einblick in den Alltag eurer Kinder in der Kinderkrippe geben, mit Hintergrundwissen, damit bestimmte Verhaltensweisen besser verstanden werden können (dies ist ein Ausschnitt aus der Kinderkrippe, in der ich Hospitieren durfte und trifft somit nicht auf jede Einrichtung zu). In meiner Arbeit möchte ich ein Bindeglied zwischen Einrichtung und Eltern sein.

Die Kindertagesstätte ist von Montag bis Freitag von 06.00 bis 17.00 Uhr geöffnet.Die Hol- und Bringezeiten sind flexibel. Hierbei ist mir aufgefallen, dass Kinder sich besser integrieren, wenn sie bis spätestens 9.00 Uhr da sind, die Unruhe in der Gruppe ist geringer, da sich die Gruppenkonstellation nicht wieder neu finden muss.

Manche Kinder weinen beim Abschied der Eltern. Diese Gefühle können Kinder in der Einrichtung zeigen, sie werden benannt und begleitet. Meist hören die Kinder innerhalb kurzer Zeit auf. Wenn Kinder aus der Einrichtung abgeholt werden, sind sie oft erschöpft und weinen eventuell oder haben schlechte Laune. In der Gruppe müssen sie auf Abläufe, Routinen und auf viele andere Kinder Rücksicht nehmen. All das ist anstrengend.

Im Flur wechseln die Kinder ihre Schuhe und Kleidung. Dies übernehmen hier noch hauptsächlich die Erzieher. Eltern können diese Arbeit dahingehend unterstützen, wenn sie den Kindern leicht wechselbare Kleidung anziehen (z. B. Kleidungsstücke ohne Knöpfe, Schuhe mit Klettverschluss, Hosen sollten leicht an und ausziehbar sein). Eltern können auch hierbei auf die Sicherheit achten. An der Kleidung sollten keine Kordeln oder lange Schlaufen sein und es sollten keine Taschen mit gefährlichen Alltagsgegenständen in der Garderobe hängen bleiben.

Vom Gruppenraum aus, ist ein Schlafraum sowie der zweite Gruppenraum der 2-3-jährigen erreichbar. Durch das offene Konzept können Kinder die Umgebung selbst erforschen und lernen somit auch andere Bezugspersonen kennen. Es gibt vielfältige Anreize, um die Neugier und die Aktivitäten der Kinder zu unterstützen. Jedes Spielmaterial hat einen eigenen Standort. So bekommen die Kinder ein zuverlässiges Ordnungssystem zum Erlernen des „Aufräumens“. Jedes Kind hat einen natürlichen Drang alles zu berühren, zu riechen, zu schmecken. Kinder begreifen über die Sinne.
Viele Spielsachen regen daher zum selbständigen Lernen an und bieten Kindern einen Anreiz zur Beschäftigung. Es werden die verschiedenen Sinne wie Farben sehen, Fühlen, Hören angeregt. Akustische und visuelle Stimulierung, erfühlen und ertasten fördert die Wahrnehmung und ist die Grundlage für einen nachhaltigen und nicht erzwungenen Wissenserwerb.

Es gibt einen täglichen Morgenkreis mit einem kleinen Spiel sowie einem gemeinsamen Lied, wobei jedes Kind ein Musikinstrument nach Wahl erhält. Diese alltägliche Routine ist für den Tagesablauf bedeutend. Der Wiedererkennungswert ist hoch, er beruhigt und gibt Sicherheit. Vor allen bei den Übergängen werden die Kinder in Form von körpersprachlicher und verbaler Mitregulation immer begleitet. Dies ist wichtig, es dient zur Stressdämpfung.

Auch für die Ruhe- und Schlafzeiten braucht es eine feinfühlig sensitive und responsive Begleitung, die alle Kinder hier erhalten. Die alterstypische Regulationsfähigkeit, die von Tag zu Tag wechseln kann, wird achtsam beantwortet. Dies verlangt von den pädagogischen Fachkräften Aufmerksamkeit und feinfühlige Reaktionen auf den Wunsch eines Kindes nach zeitweiligem Rückzug und seinem Bedarf an flexiblen Ruhe- und Schlafzeiten.

Die Kinder haben hier pädagogische Fachkräfte, die ihnen empathisch und wertschätzend gegenüberstehen, mit ihnen auch auf diese Weise kommunizieren und sie in ihrer Persönlichkeit, ihrem Tun und Handeln anerkennen. Und genau diese feinfühlige Beantwortung der Bedürfnisse der Kinder ist entscheidend für einen guten Bindungsaufbau.

Noch ein paar Worte zur Eingewöhnung.

Wann Eltern ihr Kind erstmal in Betreuung geben, ist sehr unterschiedlich und hat dabei nicht nur mit finanziellen und beruflichen Gründen zu tun, sondern auch mit ganz persönlichen Wertevorstellungen.

Eltern sollten wissen, dass es für ihr Kind Stress und eine hohe emotionale Belastung bedeutet. Darum können sie die Eingewöhnung planen und einiges tun, damit das Kind den Alltag in der Einrichtung gut bewältigen kann.

Das Kind wird von einer Bezugsperson – in der Regel einem Elternteil- begleiten. Dies gibt dem Kind die Gelegenheit, in die Situation hineinzuwachsen und sich an die neue Umgebung zu gewöhnen. Die Eingewöhnung in dieser Kinderkrippe erfolgt nach dem Berliner Eingewöhnungsmodell. Dies ist ein bindungsorientiertes Konzept und berücksichtigt insbesondere die Bindung des Kindes zu den Eltern und Erzieherinnen. Es unterteilt die Eingewöhnung in verschieden Phasen.

Grundphase:

Das Kind besucht mit seinem Elternteil zusammen die Kita für ca. 1 Stunde pro Tag an mehreren Tagen hintereinander. Nach 4 bis 6 Tage, verlässt dann der Elternteil die Kita das erste Mal für eine sehr kurze Zeit. Je nachdem, wie das Kind mit der Situation umgeht, wird dann anschließend eine kürzere oder längere Eingewöhnungsphase festgelegt. Danach folgen Stabilisierung und Schlussphase. Neben der Beziehung zwischen Kind und Erzieherin spielt auch hier die Beziehung der Eltern zum Kind und deren Einstellung zum Kita-Besuch und Erzieherin eine wichtige Rolle bei der Eingewöhnung. Ziel ist es, dass das Kind eine Bindung zur Erzieherin aufbaut und diese als Bezugsperson anerkennt.

Wer noch mehr über Eingewöhnung /Kita/ Abschied und Trennung erfahren möchte, kann dies gern in meinen Kinder-Besser-Verstehen –Kurs.

Fazit:

Ich habe in der Zeit meiner Arbeit die Kinder sehr ins Herz geschlossen und freue mich diese nun auch weiterhin begleiten zu dürfen.

Die Krippenerzieher haben meinen vollsten Respekt. Was sie hier jeden Tag leisten, ist sehr wertvolle Arbeit an der Belastungsgrenze. Leider ist der Betreuungsschlüssel in Sachsen alles andere als kindgerecht und pädagogisch sinnvoll. Gerade für den Krippenbereich braucht es viel mehr Personal um den Bedürfnissen der Kleinen immer gerecht werden zu können.

Eure Claudia