Ammenmärchen rund ums Stillen

Ammenmärchen halten sich sehr hartnäckig in unserer Gesellschaft. Hier werden ein paar von diesen Mythen rund ums Stillen aufdecken und erklären.

Stillen macht Hängebrüste

In der Schwangerschaft verändert sich schon die Brust und das Bindegewebe dehnt sich. Das kann jede Frau in der Schwangerschaft bei sich feststellen. Am Ende der Schwangerschaft braucht man vielleicht schon eine größere BH-Größe.

Nach der Geburt, wenn es zum Milcheinschuß kommt, dehnen sich die Bänder der Brust. Dies ist unabhängig ob gestillt wird oder nicht. Eine veränderte Form nach der Stillzeit ist unabhängig von der Stilldauer. Vor hängenden Brüsten schützt also nicht „NICHT-Stillen“. Verursacht werden hängende Brüste durch ein zu schwaches Bindegewebe.

Daher sollte man, wenn man zur alten Figur zurückkehren will, dies langsam und entspannt tun.

Dann klappt es auch mit der Brust. Zur Unterstützung kann auch Sport, eine gesunde Ernährung und nicht Rauchen dazu beitragen.

Meinem Baby reicht die Milch nicht

Viele Muttis denken das, weil ihr Baby nur noch an der Brust hängt. In den ersten Wochen, im Wachstumsschub, bei Krankheiten oder Zahnen ist das völlig normal. Man nennt das Clusterfeeding. In dieser Zeit hängt das Baby ununterbrochen an der Brust. Gerade in den ersten Wochen ist das besonders ausgeprägt, denn der Magen eines Babys ist noch ganz klein und das Stillen muss sich nach Angebot und Nachfrage erst noch einspielen.

Nach ca. 6 Wochen ist der nächste Wachstumsschub und somit erreichen die täglichen Schreiphasen des Babys ihren Höhepunkt. Das ist auch oft für Mamas körperlich und physisch anstrengend.

Aber es muss nicht in Panik geraten werden. Es gibt einfache Anzeichen, ob deinem Baby die Milch ausreicht.

· es nimmt ausreichend zu

· 5-6 nasse Windeln in 24 Stunden

· 2-4 mal Stuhlgang in 24 Stunden (in den ersten 6 Wochen)

· eine gesunde Hautfarbe

Nach Bedarf zu Stillen verwöhnt das Baby

Oft wird dazu geraten, sein Baby frühestens nach 2 Stunden wieder zu Stillen, sonst würde es Blähungen bekommen. Das ist heutzutage widerlegt (das galt früher auch für die schwer verdauliche Flaschennahrung und wurde auf Muttermilch übertragen).

Muttermilch ist leicht verdaulich. Es ist wichtig, auf die Signale seines Babys schnell zu reagieren und es anzulegen. Denn wer wartet gern auf sein Essen, wenn ihm der Magen knurrt?

Blähungen und Koliken sind unabhängig vom Stillrhythmus und können viele verschiedene Ursachen haben.

Wenn man Stillt, muss man auf viele Lebensmittel verzichten

Es gibt keine Nahrungsmittel, die man meiden oder extra Essen müsste. Muttermilch wird aus dem Blut und den eigenen Körperdepots gebildet. Wie so oft gilt auch hier:

Ausprobieren! Es gibt schon Kinder, die tatsächlich auf bestimmte Lebensmittel , wie z.B. Kohl oder Obst reagieren, andere wiederum nicht. Probiert es einfach aus.

Stillkinder sind schlechte Schläfer

Es gibt keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass eine extra Flasche oder ein „Gute-Nacht-Brei“ am Abend die Schlafphasen des Babys verlängert. Schlafen ist ein Entwicklungsprozess. Bei Babys sind die Schlafzyklen kürzer und sie wachen häufiger auf. Das hat nichts mit der Nahrungsaufnahme zu tun. Auch Kinder die nach dem 1. Geburtstag nicht durchschlafen ist völlig normal.

Nächtliches Stillen verursacht Karies

Leider werden damit immer noch Eltern unter Druck gesetzt. Nach dem heutigen Kenntnisstand ist die Ursache für Karies multifaktoriell. Karies entsteht u.a. durch Speichelkontakt, also Küsse auf die Lippen, das Ablecken des Schnullers oder auch des Anpustens; es wird durch die Bezugspersonen übertragen.

Beim Stillen werden die Zähne nicht ständig mit Muttermilch umspült, denn die Muttermilch läuft nicht von alleine aus der Brust, sondern nur, wenn das Kind aktiv saugt. Damit gelangt die Muttermilch erst weit hinter den Zahnleisten in den Mund und wird dann geschluckt. Beim Trinken aus der Flasche sieht das anders aus.

Trotzdem sollte man immer regelmäßig Zähne putzen.

Bei erneuter Schwangerschaft muss abgestillt werden

Auch da ist es möglich, weiterhin zu Stillen, wenn aus medizinischen Gründen nichts dagegen spricht (vorzeitige Wehen, Komplikationen). Man sollte wissen, dass sich die Muttermilch in der Schwangerschaft im Geschmack und Zusammensetzung verändert. Meist wird die Milch weniger und auch die Brustwarzen der Frau sind sehr empfindlich. Wen das nicht stört, ist es kein Problem, das Kind weiterhin zu stillen.

Auch nach der Geburt ist das Stillen von 2 Kindern möglich. Man nennt das Tandemstillen.

Mein Baby hat sich von alleine abgestillt

Ein Baby unter 1 Jahr stillt sich normalerweise nicht von alleine ab. Aber es kann passieren, dass die Mutter falsche Schlussfolgerungen zieht z.B. bei

· einer Saugverwirrung (verursacht durch künstliche Sauger wie Schnuller, Brusthütchen, Flasche).

· Stillstreik (hat verschieden Ursachen)

· Erkältung, starker Schnupfen des Babys

· Zahnen

· zu viel äußere Reize

Es ist auf jeden Fall möglich, dein Kind wieder an die Brust zu bekommen. Dazu empfiehlt sich eine Stillberaterin!

Nach dem 6. Monat ist Muttermilch nicht mehr nahrhaft genug

Wann mit Beikost begonnen werden kann, ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Muttermilch enthält viele wichtige Inhaltsstoffe und trägt gleichzeitig zum Schutz und der Entwicklung bei. Selbst wenn Nahrung nach und nach angeboten wird, sollte im 1. Lebensjahr die Beikost nur eine zusätzliche Kost zur Hauptnahrungsquelle Milch sein.

Ich muss wegen Medikamenten abstillen

In den meisten Fällen gibt es alternative Medikamente, die mit dem Stillen gut vereinbar sind. Das gilt auch für Antibiotika. Der behandelnde Arzt kann im Zweifel, ob ein Medikament geeignet ist, bei der Beratungsstelle Embryonaltoxikologie (Embryotox) Tel. 030450525700 anrufen.